Die Zwischenstation - soziokulturelles Zentrum in Bad Bevensen für einen Sommer
Mitten im Kurstädtchen steht das 1907 erbaute sogenannte „Deutsche Haus“. Seit der letzte Wirt mit seinem italienischen Lokal vor Jahren auszog, ist der ehrwürdige Gastraum verwaist – und rosa. Als der Kulturstation die Räume für das Projekt KULTURzwischenSTATION zur Zwischennutzung überlassen wurden gab es viel zu tun. Beflügelt von der Förderzusage wurde geschleppt, repariert, geputzt, schön beleuchtet und geplant, um dem Lokal neues Leben einzuhauchen. Nach rasanter Vorbereitungszeit waren viele Hürden genommen und die Neugierde bei den Bevenser*innen groß: zur Eröffnung am 10. August standen die Gäste bis auf die Straße. Danach wurde zur Marktzeit und am Wochenende ausprobiert, was die Bildende Kunst zu bieten hat: entstanden sind kleine Plastiken, fragile Balancierer, Zeichnungen, Ölbilder, Geknüpftes und Verwobenes – Graffiti und Experimentelles neben Kunstgeschichte und altem Handwerk, je nach Profession der Künstlerinnen aus der Kulturstation. Die Workshop-Zeiten und Schulferien-Angebote garantieren die Kern-Öffnungszeiten, zu denen neugierige Passanten ihre Nase durch die Schwingtür stecken.
In Sprechblasen stehen Erinnerungen an den Fensterscheiben: es sollen wirklich Ziegen auf dem Saal gehalten worden sein, andere berichten vom ersten Kuss bei der Tanzschule, den leckeren Antipasti, aus Kindertagen, wenn das Kaspertheater kam aber auch aus der Zeit, als die Lüneburger Straße noch Adolf-Hitler-Straße hieß.
Die „Zwischenstation“ lebt von den vielen Begegnungen und Gesprächen, beim gemeinsamen Gestalten, zwischen Tür und Angel und bei den Veranstaltungen, die nach und nach hinzukamen. Wie der eindrucksvolle Pilgerreisebericht einer Bevenserin oder eine weitere Sternstunde, „Kardel klönt“ – ein Talk-Abend mit gleichnamigem Nachwuchs-Moderator, Local Heroes-Preisträgern, unterhaltsamen Gästen und einem vergnügten Publikum, das mitreden will. Bleibt am Ende die Frage, wo die Kultur nach dem Abschlussfest am 12. Oktober als nächstes Station macht…
Text und Foto: Katja Schaefer-Andrae