Ob man den Titel SO RICHTIG FALSCH wörtlich nimmt oder moralisch, frech, anarchistisch oder alltagssprachlich, verspielt oder philosophisch: Aus dem weiten Feld von Regeln, Gesetzen, Meinungen haben 15 Menschen aus Quakenbrück und Umgebung mit einem dreiköpfigen Leitungsteam eine Art Falschrum-Theater entwickelt, eine Picknick-Show im Schnee, ein märchenhaftes Stückwerk Realität, ein „Findesurium“. Es wurde geschrieben (mit „links“), improvisiert (mit festen Texten), abgestimmt (undemokratisch), gefuttert (Salami auf Nutella), gewartet (spannend), ernsthaft gespielt und absichtlich nicht(s) gelernt. Dem Anfang wurde sich rückwärts genähert, der Vorhang wurde zugezogen. „Was machst du immer wieder falsch, obwohl du es besser weißt?“ „Bist du schon mal durch einen Fehler klüger geworden?“ In der Theaterprojektgruppe auf Zeit wuchsen alle fest zusammen. Da lachte man nicht über-, sondern miteinander. Etwa bei der Aufgabe, mit Absicht schlecht zu tanzen. Eine schwierige Übung!
Das gesammelte Material kam in „aufführbarer“ Sprache zurück auf die Bühne. Plötzlich wurde es konkreter und konventioneller: Szenen bauen und einstudieren, Kostüme klären, Verabredungen einhalten. Prominente Figuren kamen hier zusammen und namenlose Typen, Elfchen und Detektive. Harry Potter, Rossi, Gisela und Dr. Einsam, Channaya und viele andere machten den Zuschauer*innen den Kopf auf, wo er zuvor noch recht fest saß. SO RICHTIG FALSCH ist ein Theatererlebnis geworden, bei dem man aus dem Takt und Trott kommen durfte und musste. Dass viel mehr möglich, machbar, erlaubt und aber auch Tabu ist, als man, du, ich so denk(s)t, ist eine der wichtigen Erkenntnisse für die Mitwirkenden gewesen. Mit weit geöffneten Köpfen konnten wir sie entlassen.
Weiteres unter: http://www.theaterwerkstatt-quakenbrueck.de/
Text: Nicola Bongard
Foto: Heidi Vollprecht