Wie das TPZ mit „Projektitis“ gut und selbstbestimmt älter werden will – TPZ Hildesheim

„Das war sehr spannend und lustig heute. Ich schlafe später garantiert mit einem Lächeln ein!“ Das hat eine ganz nette alte Dame neulich zu mir gesagt, nachdem wir zusammen für ein Theaterprojekt geprobt hatten. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Das Projekt ist nur eines von ganz vielen soziokulturellen theaterpädagogischen Projekten, die ich - das TPZ – seit 2007 in und um Hildesheim auf die Beine stelle. Ich lade jede und jeden gerne ein zum Mitspielen, egal wie alt, egal woher, egal mit welchem Hintergrund. Zusammen finden wir immer ein spannendes und wichtiges Thema. Wir lernen zusammen. Dadurch gucken die Leute anders auf sich, die Welt und andere, als sie es vorher gemacht haben. Weil ich so viele kleine und große Projekte mache, bleibe ich sportlich, beweglich und kriege immer neue Ideen. Projekte sind toll!

Und ja, du hast vorhin richtig gelesen, dieses Jahr feiere ich schon meinen 10. Geburtstag. Darüber freue ich mich doll. Und ich bin ehrlich gesagt auch mächtig stolz, weil so viele Leute schon so lange so gerne mit mir spielen. Trotzdem schlafe ich – anders als die nette Oma aus dem Theaterprojekt – zurzeit nicht so oft mit einem Lächeln im Gesicht ein, denn ich habe chronische Projektitis. Vor lauter Projekten und „Ich denk mir mal was gutes Neues aus und schreibe jemandem einen ganz langen Brief, damit der mir dabei hilft, das gute Neue auch wirklich zu machen“ habe ich kaum mehr Zeit, Energie und Taschengeld für das, was meine Leute Innovationstransfer, Netzwerkarbeit, Qualitätssicherung, Konzeptionsarbeit und Infrastruktur nennen. Projekte sind doof!

Ich finde, so kurz vor dem 10. Geburtstag sollte man nicht nachts aufwachen und darüber grübeln, wie alt man wohl noch wird, wenn das noch lange so weitergeht und man nie Zeit hat, darüber nachzudenken, wie man mit Projektitis gut erwachsen und älter werden kann. Deswegen hab‘ ich mir zum Geburtstag von der LAGS ein bisschen Zeit gewünscht, und die habe ich zum Glück auch gekriegt – danke, liebe LAGS! Jetzt kann ich zusammen mit anderen darüber nachdenken, wie wir es hinkriegen, noch ganz lange superneue Angebote und Projekte der Kulturellen Bildung und Soziokultur für alle zu machen – und das tagsüber und nicht nachts. Wir gucken zum Beispiel, wie man mich in echt und im Internet besser findet und wie noch mehr Leute (ohne Geld, mit mittelviel Geld, aber bitte auch ein paar mit ganz viel Geld) verstehen, was ich so mache und kann, warum das toll und wichtig ist und dass sie das auch ganz bald mal nutzen sollten. Eigentlich ganz einfach: Schließlich können ja nur dann Leute zum Spielen zu mir kommen, wenn sie wissen, dass es mich gibt, ich Zeit für sie habe und mich auf sie freue.

Jetzt ist der einzige Wunsch, den ich noch habe: ein eigenes Zimmer, in dem ich Platz habe, mit ganz vielen anderen Menschen Theater zu spielen. Ich hoffe, das klappt auch noch. Nach dem Geburtstag ist schließlich vor dem Geburtstag! Wenn auch ihr mit mir spielen wollt, schaut doch immer mal wieder rein in den nächsten Monaten.

Hier wird nämlich auch einiges neu: www.tpz-hildesheim.de

Text: Kathrin Löwensprung
Foto: Andreas Hartmann

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